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Der König am Kreuz - Gedanken zum Kreuz über dem Altar

Altarraum
Altarraum
Altarraum
Altarraum
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Altarkreuz
Altarkreuz
Altarkreuz
Altarkreuz
Altarkreuz

Das Kreuz über dem Hauptaltar ist ein frühes Werk des Kölner Bild­hauers Sepp Hürten. Zu diesem Kreuz schrieb Pfr. Weber im März 1981 im Pfarrbrief Nr. 38 unter der Überschrift „Der König am Kreuz“ Folgendes:

"... Dieses ungewöhnliche Kreuz "gefällt" nicht auf den ersten Blick, vielmehr fordert es zur Auseinandersetzung heraus. Erst mit der Zeit bekommt der Betrachter ein Verhältnis zu dem Kunstwerk.

Kreuz und Schmerz
Seit Jesus am Kreuz gestorben ist, hat sich das Kreuz als Symbol für leiden und Tod weltweit durchgesetzt. Nicht als wäre Jesus der ein­zige, der auf diese Weise hingerichtet worden wäre, nein, sein Kreuz steht nur stellvertretend für alle Leidenswege und Todes­zwänge der Menschen in dieser Welt. Ein Schicksal unter vielen, ge­wiss, doch somit zugleich ein umfassendes Zeichen für alle Schläge und Schindereien, To­deshetze und Kreuzigungen. Man­che Künstler in der Vergangenheit haben es meisterhaft verstanden, das vergebliche Aufbäumen gegen das Unrecht des von Menschen verordneten Todes im Todeskampf jenes gekreuzigten Jesus in Farbe und Form aus­drucksstark zu ges­talten. Der Schmerzensmann am Kreuz - wir kennen solche Darstel­lungen.

Kreuz und Heil
Doch von all diesen Schmerzen ist auf unserem Bild nichts zu sehen. Der Gehenkte hängt nicht, er steht herrschend am Kreuz; die Arme umschließen segnend den Betrachter; der Gesichtsausdruck ist streng, aber nicht schmerzverzerrt; die Augen schauen in die Weite – über die Zeit ins Ewige; nicht Momentanes ist dargestellt, sondern Endgültiges; das Übel alles Zeitlichen ist über wunden. Der Tote lebt auf eine neue Weise – entrückt, befreit, verklärt. Dasselbe unterstrei­chen auch die Querbalken des Kreuzes, die sich aufrichten wie Äste eines lebenden Baumes. Diese Kreuzesdarstellung lässt uns ahnen, dass mit dem Tod nicht alles aus und vorbei ist. Das glaubten jeden­falls die Jünger von ihrem gekreuzigten Herrn, als sie bekannten: er ist auferstanden. So gibt sein Tod am Kreuz eine neue Perspektive für das Leben frei – zunächst für ihn selber, dann aber auch für uns, die wir auf seinen Tod getauft sind.

König am Kreuz
 Mehr noch als Auferstehung will dieses Kreuz anzeigen. Es wird zum Symbol der Herrschaft über die Welt, über den Kosmos. Sonne und Mond auf dem Querbalken deuten den Herrschaftsbereich an. Der ohnmächtig am Kreuz Verendete ist in Wirklichkeit der Bevollmäch­tigte über diese Welt. Der Vater im Himmel hat ihn in diese Herrschaft eingesetzt. Er, den kein Auge geschaut und kein Ohr gehört hat, er hat seinem Sohn Vollmacht über alle Schöpfung gegeben. Von die­sem Glauben zeugt ein dicker Bergkristall am oberen Schaft des Hol­zes. Der Unsichtbare, der Unfassbare, der über allen Himmeln thront, er stiftet Sinn, wo Menschen nur Sinnloses erkennen können.

"Für uns"
Nicht um Jesus allein geht es. Er ist für uns Mensch geworden und hat um unseres Heiles willen den Leidensweg angetreten. Damit wird er zum Paradigma (Beispiel) sinnvollen menschlichen Lebens über­haupt. Also: Leiden hat einen Sinn, Tod hat eine Perspektive auf das Leben hin, den Ohnmächtigen wird die Herrschaft gegeben, das Opfer ist nicht umsonst. An diesem Kreuz von Sepp Hürten kann einem ein Licht aufgehen in schweren Stunden. Tod strahlt es aus, Ermutigung springt auf den Betrachter über. Gewiss, ein Fünkchen Glaube gehört schon dazu, um zu verstehen und um sich die Hoffnung zu eigen machen zu können. Ich meine, das Kreuz von St. Christophorus ist es wert, dass man mal in Ruhe meditierend davor verweilt."